1897 -
Leipzig [u.a.]
: Bibliogr. Inst.
- Autor: Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Großbritannien. <\7
Die Gunst seiner geographischen Lage im Mittelpunkte der Landhalbkugel und am Rande
eines reichen Ackerbaulandes, die durch die Flut begünstigte Zugänglichkeit der Themsemündung
sür die größten Seeschiffe und die hohe wirtschaftliche Blüte der Gegengestade machen im Vereine
mit der Tüchtigkeit der Bevölkerung den unvergleichlichen Aufschwung Londons begreiflich.
Wir verlassen die Weltstadt und ihr betäubendes Getriebe und durchschreiten themseaus-
wärts das flachhügelige, fruchtbare Tertiärbecken Londons mit seinen reizenden Parkland-
schaften, aus deren Mitte stolze Herrenhäuser, die Sitze der altenglischen Aristokratie, hervor-
schauen. Überall trifft der Blick auf Äcker und Wiesen, von lebendigen Decken zierlich umzogen
und von wohlgepflegten Rieswegen durchschnitten. Unvergleichlich schöne Nasen und prächtige,
in Gruppen verteilte Bäume, vornehmlich Eichen und Buchen, sind die-Hauptzierde der englischen
parke, und die schönsten Pferde und Rinder bilden die lebendige Staffage dieser reizvollen
Naturszenen. Der Zvald fehlt, er ist der Industrie und den: Schiffbau zum Opfer gefallen.
Der Engländer wohnt weit lieber auf dem Lande als in der Stadt, ja man trifft namentlich
im Süden selbst Dörfer seltener, und auch diese sind meist klein. Dasür ist das ganze Land über-
säet mit reizenden Einzelwohnungen, Edelsitzen und Schlössern. Von den Küstenorten abgesehen,
gibt es daher im südlichen Teile Englands, in dem die Landwirtschaft, aber nicht als Kornbau,
sondern als Pferde- und Rinderzucht vorwiegt, eigentliche Großstädte nicht. Am bedeutendsten
ist hier Tanterbury im Osten (22,000 Einwohner, S. J63), der geistliche Mittelpunkt des
Reiches. Der Erzbischof von Tanterbury, Primas des Reiches und erster pair von England,
residiert jedoch in London.
Bei Reading durchbricht die Themse die Kreideplatte, die von der Normandie herüber-
zieht, bei Dover (S. J63) in schroffen Klippen zum Kanal abbricht und erst am lvashbusen
endigt. Annähernd parallel damit verläuft der breite Rücken des englischen Iura von
der Südküste bis zur Mündung des Humber. Ähnlich wie der schwäbische Iura fällt auch der
englische steil nach Nordwesten ab und wird im Süden vom Avon, einem Nebenflusse des
Severn, im Norden vom Humber, teilweise auch von der Themse durchbrochen. Zwischen ihm
und den westlichen Randgebirgen breitet sich das niedrige, flachwellige Buntsandstein- und
Reuperland Englands aus, in das die langgezogenen Thäler des Severn, Trent und Ouse
eingesenkt find. Der Iura ist eine bedeutsame wirtschaftliche Scheidelinie in England, indem er
das Landwirtschaft treibende Altengland, den Sitz des hohen Adels und der hohen Geistlichkeit,
vom industriellen England der Neuzeit mit seinen fast unerschöpflichen Kohlen- und Eisen-
vorräten, seinen zahlreichen, dichtgedrängten Fabrikstädten, seinem verwirrenden Netz von
Eisenbahnen und Kanälen und seiner riesenhaften Produktion von Baumwoll-, Ivoll- und
Eisenwaren trennt. !Vie im Süden Englands der politische, so liegt im Norden der wirt-
schastliche Schwerpunkt des Landes, und wie dort London emporgewachsen, so mußten hier
die beiden größten Hasenstädte Liverpool (520,000 Einwohner, S. J6^) und Glasgow
(658,000 Einwohner), die dem wichtigsten Ursprungslande der Rohbaumwolle, den Ver-
einigten Staaten Nordamerikas, am nächsten liegen, erstehen.
Im Niesten und Norden wird das eben durchwanderte englische Becken von alten,
abgetragenen Faltengebirgen umschlossen, deren südlichste Glieder, die Bergländer von Torn-
wall, Wales und Irland, die Fortsetzung des Gebirges der Bretagne bilden. Überall walten
sanfte, vermittelte Formen vor; ausgesprochene Kammbildung sehlt; gerundete Berggruppen
mit breitgewölbten Gipfeln wechseln mit breiten und tiefen Thalsenken. Wälder fehlen fast
gänzlich, kümmerliche Heiden und Moore decken das Hochland. Trotzdem ermangeln die eng-
lischen Gebirgsgegenden, die im Snowdon (S. J[(5^) die Höhe des Fichtelgebirges erreichen,
keineswegs der landschaftlichen Reize; namentlich zeichnen sie sich neben mannigfachen Thal-
fzenerien durch einen Reichtum an Seen aus, unter denen die von Tumberland im sogenannten
Seendistrikt und die von Killarne^ (S. J65 u. J66) in Irland besonders gepriesen werden.
Sie sind zum Teil Überbleibsel der Eiszeit.
Auch die schottischen Gebirge (S. J67) teilen diese Eigentümlichkeiten, sind aber bei
der Armut des Bodens und der Unwirtlichkeit des Klimas noch schwächer besiedelt, ja teilweise
unbewohnbar. Daher hat stch die Bevölkerung mehr an den fischreichen Meeresküsten gesammelt,
und hier entstanden, der skandinavischen Küste gegenüber, Aberdeen Q 25,000 Einwohner),
Dundee (^o^,000 Einwohner) und vor allem Edinburg (S. J66) mit dem Vorhafen Leith
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- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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436
Viii. Die Staaten und Kolonien.
Finschhafen (f. untenstehende Abbildung) wurde als erste Niederlassung der Gesellschaft im
November 1885 begründet und diente als Sitz der Verwaltung bis zun: März 1891. Sie lag
gegenüber der Halbinsel Nngidn ans dem Gebiet von Salangkana, an der gegen Neupommern
vorspringenden Halbinsel, und hatte sich bereits 1888 sehr vorteilhaft entwickelt. „Ein solches
Bild der Ordnung, der Sauberkeit, des fleißigen und erfolgreichen Schaffens hatte ich", bemerkt
H. Zöller ^Deutsch-Neuguiuea'), „nach den in Australien gehörten Schilderungen nicht erwartet.
Im Hafen herrschte reges Leben. Eine große Anzahl in frischem Weiß angestrichener, von braunen
Miokefen geruderter Boote verkehrten zwischen den drei Dampfern Isabel', ,Ottilie' und ,Samoa',
den zwei sehr viel größeren Segelschiffen Mmeralda' und ,Florence Danvers' sowie der Hnlk
,Normet', welche durch eine eiserne, ein Schienengeleise tragende Brücke mit dem Festlands in
Die Station Finschhafen in Deutsch-Neugninea. (Nach Photographie.)
Verbindung gesetzt wurde. Und wie erst freute ich mich, als ich das Land betrat, als ich das
kleine, die Gebäude der Zentralstation Finschhafen tragende, durch einen Damm aus Koralleu-
blöcken mit dem Festlande in Verbindung stehende Jnselchen Madang, als ich die reizende, einem
wohlgepflegten Garten gleichende Halbinsel Salangkana, wo sich das stattliche Haus der höchsten
Beamten und die Geschäftsräume der Landesverwaltnng befinden, durchwanderte, als ich zu den
inmitten vou Gärteu und Pflanzungen liegenden, in ihrer Gesamtheit ein kleines Städtchen dar-
stellenden Privatwohnungen südlich von Salangkana, als ich zum Hospital, deu Arbeiterhäusern,
dem großen Viehpark itnb der selbst zu kleinen Schiffsausbesserungen benutzbaren Reparatur-
werkstätte hinauspilgerte. Welcher Gegensatz zu der greulichen Unordnung am Kongo, welcher
Gegensatz zu den neu eutstaudeueu Ortschaften im Norden Australiens." Eine bei ungewöhnlich
tiefem Wasserstand ausgebrochene Malaria-Epidemie, der der Generaldirektor, der Arzt und
neun Augestellte zum Opfer fielen, machte im März 1891 der Ansiedelung ein Ende, die Zentral-
Verwaltung wurde provisorisch uach Stephansort, dann nach Friedrich - Wilhelms - Hafen über-
tragen und auch die im April 1887 begründete Pflanzungskolonie Butamng eingezogen.
Noch iu demselben Jahre erlitt dasselbe Schicksal Hatzfeldt-Hafen. Diese Ansiedelung
war bereits im Dezember 1885 au der Küste halbwegs zwischen Kap Eroisilles und dem Kaiserin-
Probeseite ans Sievers' „Australien".
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—-—r-r-— " "" -• •- ■• -.
Altgemeine Länderkunde — Jünfier feit
Australien und Ozeanien
von
Prof. Dr. Withetm Sievers.
Mit 137 Abbildungen im Text, 12 Karten und 20 Tafeln in Holzschnitt und Farbendruck.
14 Lieferungen zu je 1 Mark oder in Halbleder gebunden 16 Mark.
Verzeichnis der Deitagen.
Tafeln in Farbendruck.
1. Der Tasman-Gletscher und Hochstetter-Dom in
Neuseeland.
2. Der Kilauea-Vulkcm auf Hawaii.
3. Eukalyptuswald undgrasbäumeinwestaustralien.
4. Tierleben im Urwald von Nordaustralien.
5. Das Dorf Siar in Nordost-Neuguinea.
6. Die Bai von Sydney, Neusüdwales.
7. Die deutsche Station Jaluit im Marshall-Archipel.
8. Eisberge im Südpolargebiet.
Tafeln in Holzschnitt.
1. I. R. Forster.
2. Die Blauen Berge in Neusüdwales, Australien.
3. Nukualofa auf Tongatabu.
4. Die Insel Huahine im Tahiti-Archipel.
5. Der Mouut Cook in Neuseeland.
6. Ein Farnwald in Victoria, Australien.
7. Riesenschildkröten der Südsee.
8. Ein Pfahldorf in Südost-Neuguinea.
9. Ein Hüttenplatz auf Korror im Patau-Archipel.
10. Polynesische Kunsterzeugnisse.
11. Die Küste von ?lpia auf Samoa.
12. Melbourne in Victoria, Australien.
Kartenbeilagen.
1.
Entwickelung des Kartenbildes von Australien
und Ozeauieu.
2. Karte der Entdeckungsreisen in Australien.
3. Karte der Entdeckungsreisen in Ozeanien.
4. Geologische Karte von Australien und Ozeanien.
5. Karte der Fluß-u. Gebirgssysteme von Australien.
6. Karte der Isothermen und Isobaren von Austra-
lien und Ozeanien.
7. Florenkarte von Australien und Ozeanien.
8. Karte der Verbreitung der Tiere in Australien
und Ozeanien.
9. Völkerkarte von Ozeanien und Australasien.
10. Politische Übersichtskarte von Australien und
Ozeanien.
11. Karte des deutschen Schutzgebietes in der Südsee.
12. Verkehrskarte von Australien und Ozeauieu.
Schlesische Zeitung, Breslau. „. . . Ein Buch
über den fünften Erdteil, wie wir es bisher noch nicht
besaßen. Auch in diesem Bande bewundern wir die
geschickte Stoffverteilung, die uns ohne Ermüdung
durch die große Fülle des zu bewältigenden Materials
führt, die klare, anziehende Art der Darstellung, die
das Werk zu einem Lesebuche in des Wortes bester Be-,
deutung macht, endlich den überaus reichen illustra-
tiven Schmuck, vor allem die prächtigen Farbendruck-
tafeln, die uns die charakteristischen Elemente der
Landeskunde von Australien und der Inselwelt des
Stillen Ozeans veranschaulichen."
Tägliche Rundschau, Berlin. „Sievers',Austra-
lien' bildet den stolzen Abschluß eines Werkes, für
das man dem Verfasser sowie der Verlagshandlung,
die keine Opfer für glänzende Ausstattung und
fesselnde Abbildungen gescheut hat, warmen Dank
zollen muß."
Schwäbischer Merkur, Stuttgart. „Ein glän-
zendes Werk, das, mit erstaunlichem Aufwand von
Wissen und Arbeitskraft ausgeführt, aufs reichste
illustriert und mit Karten ausgestattet, unsre heutige
Kenntnis von der Erdbeschreibung Australiens in ein-
heitlicher übersichtlicher Form zusammenfaßt und zur
Anschauung bringt."
„Die beste und eingehendste Gesamtschilderung
Australiens nebst den Südsee-Inseln in deutscher
Sprache." Prof. Or. A. Kirchhoff.
Leipziger Zeitung. „Welch großartige Naturschön-
heiten auch der jüngste unter den Erdteilen nament-
lich ans seinen Inseln aufzuweisen hat, zeigen die
zahlreichen vortrefflichen Abbildungen. Namhafte
Künstler haben zu dem Bilderschmucke dieses Baudes
entzückende Beiträge geliefert. Die textliche Darstellung
ist allenthalben leicht verständlich und ansprechend, die
Ausstattung aber über jedes Lob erhaben."
Whiiil
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- Autor: Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 2
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^2 Afrika.
7>as Gebiet des atlantischen Abfalls, Scrteqambieit, die Sierra Leoneküste mit der
gleichnamigen britischen Kolonie (Hauptstadt Freetown, 30,000 Einwohner, S. ^3), endlich
Gbergninea sind trotz der schweren Zugänglichkeit der flachen, öden und sandigen Rüste infolge
der furchtbaren Brandung (Talema, S. ^3) schon seit ein paar Jahrhunderten von Franzosen,
Engländern und Portugiesen kolonisiert worden, zu denen sich seit ^88^ auch die Deutschen
gesellten. Mit großer Energie haben hier die Franzosen ihren Besitz in den letzten Iahren ver-
größert, freilich zumeist in Steppen- und Wüstengebieten, während die Engländer die frucht-
barsten Teile des Sudan innehaben. Das britische Lagos (S. \^) ist der wichtigste Handels-
platz an der ganzen Küste und Hauptstapelplatz sür palmöl. Dieses sowie die hauptsächlich in
Senegambien angebaute Erdnuß, die gleichfalls Gl liefert, vorzüglich zur Bereitung von
Seifen, Stearinkerzen :c., bilden die Hauptaussuhrgegenstände. Daneben kommen in Betracht
Gold, Elfenbein und Kautschuk. Togoland an der sandigen, durch lange Nehrungen und
heftige Brandungen schwer zugänglichen Sklavenküste ist das kleinste der deutschen Schutz-
gebiete; dennoch ist der Jahresumsatz der Handelsplätze Lome, Bagida und Klein-j)opo nicht
unbeträchtlich, er beläuft sich für Lome allein auf nahezu J Million Mark.
Ungleich wichtiger ist die südlich von der Nigermündung im innersten Winkel des Golfes von
Guinea gelegene Koloniekamerun mit dem vulkanischen Kamerungebirge, dem weithinschauen-
den Wahrzeichen des Landes (3960 m). „Aus der Niederung graugrüner Mangrovedickichte",
so schildert Hans Buchner die Rüstenlandschaft, ,,taucht das feste Land empor mit einem \0 m
hohen, roten Steilrand. Damit beginnen zugleich die Dualladörfer, um etwa auf Jo km Länge
nicht mehr aufzuhören. In ununterbrochener Reihe und nur abgegrenzt durch kaum bemerk-
bare Decken, folgen einander Bellstadt, Akwastadt, Didostadt und wie sie alle heißen die vielen
Städte der großen und kleinen Häuptlinge, bis schließlich hinter einem größeren Zwischenraum
sreier Wildnis das Land der Wuri beginnt. Dabei handelt es sich aber nicht um geschlossene,
enggebaute Grte, sondern mehr um Haine von Gl- und Kokospalmen mit Anpflanzungen aller
Art, in welche die Kütten der Duallaneger anmutig eingestreut sind." Wiewohl der Boden
von Kamerun überaus fruchtbar ist und mit Erfolg Kakao, Kaffee und Tabak gebaut werden
kann, ist Kamerun vorerst noch durchweg Handelskolonie, von der in erster Linie Gummi,
dann Elfenbein, Palmöl und palmkerne ausgeführt werden. Das Klima ist der reichen Nie-
derschläge wegen ungesund. Der Mittelpunkt des Handels ist Kamerun am gleichnamigen
Flusse, wo auch der deutsche Gouverneur seinen Sitz hat und zahlreiche Faktorien sich befinden.
Am Fuße des Kamerungebirges liegt die Missionsstation Viktoria (S. ^), in deren Umgebung
die ersten Plantagen angelegt sind.
5. Daf Kongogeüiet und die Wüste von Oiederguinea.
Südwärts vom Sudan erhebt sich nahezu die gesamte piateaumaffe des Erdteils rasch
zur doppelten, ja fast dreifachen Höhe Nordasrikas, zu dem J000—^00 m über den: Meeres-
niveau liegenden Hochasrika. In dieses ungeheure, großenteils aus alten Gesteinen (Gneis
und kristallinischen Schiefern) zusammengesetzte Tafelland ist das große Becken des Kongo
eingesenkt, dessen Höhe durchschnittlich auf etwa ^00 m anzunehmen ist. Der Boden dieser
weiten Mulde senkt sich gegen Norden und Westen, und so wälzt der Nieseustrom seine gesamte
Wassermasse zuerst nordwärts, an Nsangwe (S. vorüber, dem Hauptsitze des arabischen
Einflusses in Zentralasrika, um dann in der Breite des Äquators durch die sogenannte nord-
äquatoriale Wasserscheide anfänglich gegen Westen, dann sogar gegen Südwesten abgedrängt
zu werden. Wo der Strom und seine nördlichen wie südlichen Zuflüsse vom Hochrande zur
Beckensenke herabsteigen, entstehen gewaltige Fälle, eine den afrikanischen Flüssen überhaupt
zukommende Eigentümlichkeit, die im Stufenbau des Tafellandes begründet ist. Sie stören
den Schiffsverkehr ungemein und waren jahrhundertelang ein Haupthindernis der Er-
schließung Innerafrikas. Unterhalb der Stanley-Fälle unter dem Äquator, wo der Fluß in sie-
den Katarakten von ^75 m auf ^30 m fällt, wächst seine Breite riesenhasr (von 730 m auf
^000 m), und als ein langsam fließender, inselreicher Strom durchzieht er nun tropische Ur-
waldgebiete, die größten, die man in Afrika kennt. Aus dieser 900 Meilen langen Strecke, deren
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Das australische Festland. 69
Der Osten Australiens wird von einer gefalteten Gebirgskette durchzogen, der australi-
scheu Kordillere, die unter verschiedenen Namen in meridionaler Richtung hinzieht und im
Süden, in den Australischen Alpen, sich zu den größten Höhen (2200 m) erhebt. Sie er-
scheint gewissermaßen als das kleinere Gegenstück der amerikanischen Rordillere und fällt wie
diese steil zum Stillen Ozean, flach nach dem Festlande ab. Im Hinterlands von Sydney ragen
die Blauen Berge auf (S. 2^), ein von Flüssen durchfurchtes Plateau, das kaum J200 m
Höhe erreicht. 3hr Steilrand weist schroffe, stark zerrissene Klippenwände auf, ihre Hochflächen,
durchaus von Tafellandcharakter, sind bewaldet, doch meist unfruchtbar. Dieses Gebirge
wurde J85j, also drei Jahre nach der Entdeckung der Goldfelder Kaliforniens, zu einem neuen
Eldorado; wie dort San Francisco, so kam hier wie durch einen Zauberschlag die Goldstadt
Melbourne in Victoria, dem reichsten Golddistrikte, empor. Vor ^85} ein unbedeutender
Ort von 28,000 Seelen, stieg seine Einwohnerzahl in <5 fahren auf J 00,000, die der Provinz
Victoria von 77,000 auf 410,000. Heute zählt die Stadt nahezu 1h Million. Die Größe der
ersten Funde grenzte ans Märchenhafte, man förderte (Zzuarzklumpen zu Tage mit J Zentner
Goldgehalt, Victoria allein lieferte seit Beginn der Goldwäscherei 323 Millionen, die jugend^
liche Kolonie (Queensland 2$ Millionen Pfund Sterling, im ganzen wurde bis Ende J887 in
ganz Australien Gold im Betrage von 7 Milliarden Mark erbeutet.
Die Goldära ist nun im Süden Australiens wie in Kalifornien vorbei, nur wenige Berg-
werke blühen noch. In N) e st australien dagegen find neue reiche Goldlager eröffnet worden.
Im Süden des Kontinents hofft man einen Ersatz für das Gold in den in (Queensland und
Neusüdwales entdeckten Silberlagern zu finden, die denen der Sierra Nevada in Nord-
amerika kaum nachstehen, so daß Neusüdwales in Bälde eine der ersten Stellen unter den silber-
produzierenden Ländern der Erde einnehmen wird. Derselben Kolonie gehören auch die aus-
gedehntesten Kohlenlager des Erdteils an, ihre Erzeugnisse gehen bereits nach Japan, Thina,
Chile und Kalifornien.
Neben Melbourne, dem Hauptorte von Victoria, und Sydney in Neusüdwales
(383,000 Einwohner), mit dem Sitze des Gouverneurs, des Parlaments, der Ministerien und
zahlreicher Bildungsanstalten, ist an der pazifischen Küste noch Brisbane (S. 21(5), die Haupt-
stadt von Queensland, zu erwähnen mit 93,000 Einwohnern. Im Jahre \82<{ als Verbrecher-
kolonie gegründet, ist sie jetzt der wichtigste Hafen der Kolonie.
Schon zu Ende der fünfziger Jahre hatte sich im Süden und Osten das Goldfieber gelegt.
Der Farmer blieb fortan bei seinem Acker und fand, daß er bei den herrschenden Löhnen und
preisen mit seiner Arbeit auf die Dauer mehr verdiente als der Goldgräber, der nach langen
Entbehrungen endlich eine reiche Ausbeute machte, die aber nicht selten in sinnlosen Schein-
genüssen ebenso rasch wieder dahinging. Heute erscheinen diezverte der Goldgewinnung Austra-
liens verschwindend klein im Vergleiche mit den Produkten der Landwirtschaft. Im Berglande
wie in den besseren Teilen des angrenzenden australischen Tieflandes, das teils von den
öden, mit Salzbusch bedeckten Ebenen um den Eyre- und Torrenssee, teils von den weithin
ebenso gearteten Landschaften des Murray-Darling-Stromgebiets (S.2!( 6), teils endlich von den
abflußlosen Strecken (Queenslands eingenommen wird, hat die Viehzucht, namentlich die Sch'af-
zucht (S. 2\6)t geradezu riesenhafte Dimensionen angenommen. Ein Squatter (H erden befitzer)
hat nicht selten 200,000 Schafe auf seiner Farm, und die Viehstationen zählen oft J 5,000 Stück
Rindvieh. Dermalen zählt der Erdteil mit Tasmanien und Neuseeland rund 1(00 Millionen
Schafe, und die Zvollproduktion beträgt pro Jahr 230 Millionen kg, d. h. ein Viertel der ge-
samten Erzeugung der Erde. Nirgends mehr als in Australien hat sich demnach das spanische
Sprichwort bewahrheitet: „Schafe haben goldene Füße, und wo sie hintreten, verwandelt sich
die Erde in Gold." Großartige und kostspielige Ivasserwerke führen den regenarmen Gegenden
das Lebenselement aller Kultur zu.
Sehr bedeutend war auch in den erwähnten Gebieten der Getreidebau. !Var auch ur-
>prünglich das westlicher gelegene Südaustralien die große Kornkammer des Kontinents, so
folgte Victoria nach dem Verlaufen der Goldflut im Ackerbau bald nach, ja überflügelte jenes
sogar noch. In Neusüdwales beginnen bereits die tropischen Kulturen: Mais, Tabak,
Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Reis u. a. Der !Vein gedeiht fast allentbalben in treff-
licher Weise.
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70
Australien und Ozeanien.
Jenseits der kupferreichen Bergketten, die den St. Vincent- und Spencer-Golf (5. 2\8)
umsäumen, dehnt sich das Tafelland des Westens (5. 222) aus, ein welliges, vielfach
aus Urgestein zusammengesetztes Plateau, dessen Höhe gegen Osten wächst, und das mit strecken-
weise J\00 m hohen Sandketten gegen die Küste verläuft. Das ganze Innere Austra -
liens, der östliche Teil des Tafellandes, ist ein vielfach wüstenhaftes Land mit vereinzelten
Gasen und Wasserläufen. Der sandigthonige Boden besteht aus Wüstensandstein und ist mit
Dickichten und Gebüschen von Stachelpflanzen, Lukalypten und Akazien, dem sogenannten
Strub (S. 22\), bedeckt. Zeitweilig finden sich auch dürre Wüsten (S. 22\) mit Spinifer
(S. 22\), einer steifen, stachligen Grasart, bewachsen.
Altertümlich wie das Land ist auch die Lebe welt Australiens und seiner Nachbarinsel Neu-
seeland. Als Tharakterbäume seiner Vegetation sind die Eukalypten (S. 2\ty) anzusehen,
schattenlose Bäume mit fast senkrecht gestellten, graugrünen, steifen Blättern; unter ihnen
kommen Riesenbäume vor bis zur Höhe des Kölner Doms (][50 m). Nicht minder merk-
würdig sind die blattlosen Kasuarinen und Grasbäume. Auch seine Tierwelt gehört einer längst
entschwundenen Lrdperiode an. Die Säugetiere sind nur vertreten durch das Schnabeltier
(S. 225) und Känguruh (S. 22^). Affen, Raub- und Huftiere fehlen gänzlich. Dagegen
erscheint die Vogelwelt in zahlreichen Arten, unter denen der <Lm u (S. 223) und Kiwi (S. 22^)
mit einem haarartigen Kleide, der schwarze Schwan und der weiße Adler merkwürdig sind.
Die Urbewohner (ca. 55,000, S. 225) sind der Negerrasse verwandt, jedoch stark behaart.
Sie bauen kein ständiges Obdach, sondern leben als herumstreichende Jäger in Zelten. Ihre
Waffen und Jagdgewehre sind Wurfgeschosse, vor allen Dingen der Speer. Ihre Nahrung
besteht aus den Erträgnissen der Jagd und des Fischfanges; gleichwohl sind sie nicht unbegabt,
wie aus ihrer formenreichen Sprache, ihren poetischen Versuchen, der Heilighaltung des Ligen-
tums und anderem hervorgeht.
2. Vie Ozeanischen Inseln.
Wie die Guirlanden der ostasiatischen Inselreihen das asiatische Festland umgürten, so be-
gleitet Australien von Neuseeland bis Neuguinea ein Inselbogen in mannigfacher Zerstückelung.
Der Gebirgscharakter dieser vulkanreichen Eilande, ihre pflanzen- und Tierwelt deuten darauf
hin, daß wir hier die zerbrochenen j?arallelketten der australischen Ostkordillere vor uns haben,
deren Zwischenglieder im Ozean versunken sind. Die südlichste dieser Inselgruppen, die Doppel-
insel Neuseeland, nimmt in ihrer Südhälfte den Charakter eines alpinen Hochgebirges an,
das, obgleich unter der Breite Italiens gelegen, dank der reichen Niederschlagsmengen groß-
artige Gletscherentwickelung aufweist. Der höchste Gipfel, der Mount Cook (S. 227), erreicht
^000 in. Die Nordinsel Neuseelands ist durchaus vulkanisch und reich an heißen (Quellen und
Geysern (S. 223). Der Reichtum der beiden Inseln an Gold, Kupfer und Kohlen, das milde
gleichmäßige Klima, das Viehzucht und Getreidebau reichlich lohnt, haben die Lntwickelung
der wirtschaftlichen Verhältnisse ungemein gefördert. Der Gesamtbetrag des in den Iahren
\857—89 produzierten Goldes wird auf 9^0 Millionen Mark geschätzt, der Ausfuhrwert der
Wolle erreichte im Jahre \8ty2 die Höhe von 86 Millionen Mark. Große Städte haben sich
bisher in Neuseeland nicht entwickelt, ziemlich gleichmäßig aber verteilt sich eine Reihe von
mittleren über das Land. Auf der Nordinsel liegt Auckland an der gleichnamigen Bucht
(S. 226), die bedeutendste Handelsstadt ist Dunedin (S. 229) an Südostküste, die Haupt-
stadt ist Wellington.
Über Neukaledonien, einer französischen Strafkolonie, und den Neuen Hebriden zieht der
Inselkranz hinüber zu den deutschen Schutzgebieten indersüdsee. <Ls sind dies die nörd-
lichen Salomonsinseln, der Bismarckarchipel mit den Hauptinseln Neumecklenburg und
Neupommern (S. 252), endlich Kaiser Wilhelms-Land auf Neuguinea. Alle diese Inseln
liegen in tropischem Gebiete mit heißfeuchtem Klinga und tropischer Vegetation. Die große
Fruchtbarkeit des Bodens macht das Schutzgebiet in erster Linie für den ^>lantagenbau geeig-
net, der auch mit Sorgfalt betrieben wird, vor allem Tabaksbau. Doch gedeihen hier auch
Baumwolle und Zuckerrohr, Kaffee, Reis, Mais und Bananen, die zum Teil von den Ein-
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Das Kongogebiet. Guinea. Das oftafrikanische Seenhochland. Hz
„mystische Schönheit und edle Erhabenheit" ihr Entdecker Stanley nicht genug bewundern
konnte, ist der Kongo mit Dampfern befahrbar. An der Rüste aber ändert sich der Charakter
des Flusses wieder vollkommen. Riffe versperren ihn: den lveg, hervorspringende Bergwälle
zwingen ihn, bald sich durch tiefe Schlünde zu wälzen, bald über gewaltige Terrassen in einer
langen Reihe von Fällen und Stromschnellen hinabzustürmen. Den Schluß dieses Durchbruchs
bilden die Iellalafälle (S. ^6), die 52 Stromschnellen zusammen bilden die Livingstone-
Fälle. Auf eine Strecke von 250 km ist hier an eine Schiffbarmachung des Kongo nicht zu
denken, sie muß durch eine Eisenbahn umgangen werden. Die letzten \50 km sind dann
wieder schiffbar. Die höheren Teile des Rongobeckens erfüllen xarkartige Savannen mit
Euphorbiaceen, baumartigen lvolfsmilchgewächfen, und dickstämmigen Affenbrotbäumen.
An den Gehängen der besser bewässerten Flußthäler ziehen sogenannte Galeriewälder
(S. ^6) hin.
Mit Ausnahme des abessinischen Hochlandes und des Somallandes im Osten wird das
ganze tropische Südafrika von den Bantunegern bewohnt, einem kräftigen Menschenschlage,
der von Ackerbau (Durra, das afrikanische Hauptgetreide) und Viehzucht lebt, dem niedrigsten
Aberglauben (Fetischdienst) frönt und durch die beständigen verheerenden Kriege der zahl-
losen kleinen Negerstämme und den Sklavenjagden der arabischen Händler an jedem Fort-
schritte gehindert wird. Der Kongostaat wie die ihm an der Küste vorliegenden französischen
und portugiesischen Kolonien, letztere mit Saö Paolo de Loanda (S. \H5), einem Haupt-
eingangsthor in das Kongogebiet, sind Handelskolonien, deren Hauptausfuhrgegenstände in
Elfenbein, Palmöl und Kautschuk bestehen. Mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen (Kaffee,
Baumwolle, Tabak ic.) ist erst ein Anfang gemacht worden. Doch befahren bereits heute,
2\ Jahre nach der Entdeckung des Kongo (J876), Ho Dampfer den Fluß, und 700 lveiße leben
dort, wo vorher noch kein Europäer gewesen. 3a Stanley sprach die freilich höchst optimistische
Hoffnung aus, daß die Zeit kommen werde, wo das ganze Kongogebiet ähnlich von der weißen
Rasse bewohnt sein werde wie heute Mexiko, Brasilien oder Teylon.
6. V»af ostafrikanische Seenhochland.
Die östliche, kleinere Hälfte des tropischen Südafrika nimmt das ostafrikanische Seen-
Hochland ein, das seit dem Jahre J885 zum größeren Teile im Besitze des Deutschen Reiches
ist. Dasselbe bildet eine geschlossene, über \000 rn hohe Granit- und Gneisplatte, stellenweise
von kristallinischen Schiefern, Sandsteinen und vulkanischen Gesteinen überlagert, und fällt
gegen den Indischen Gzean mit einem scharfen Steilrande ab.
Durchstreifen wir das Gebiet unserer größten und wichtigsten Kolonie von der Küste
aus landeinwärts. Der Küstensaum von Deutsch-Vstafrika, nach den dort wohnenden Stäm-
men die Suaheliküste genannt, ist eine Flachküste, an deren Aufbau Korallengestein und
Sand den Hauptanteil haben. Korallenriffe durchsetzen auch noch in einiger Entfernung das
Meer mit niedrigen Inseln, so daß die Annäherung an die Küste große Vorsicht erfordert,
und die Zahl der guten und sicheren Häfen sehr beschränkt ist. Dieser Umstand gab den vor-
liegenden Inseln, insbesondere Sansibar, hohe Bedeutung und machte es zum Hauptvermittler
aller Beziehungen Ostafrikas mit dem Auslande, von den drei großen Inseln vor dem Gestade
Deutsch - Gstafrikas stehen nur die beiden wertvollsten und bestangebauten, Sansibar mit
200,000 Einwohnern (S. ^H7) und Pemba mit J 0,000 Einwohnern, unter englischer Schutz-
Herrschaft; das südlicher gelegene, Deutschland gehörige Mafia, dessen Inneres sumpfig ist,
eignet sich nur zum Anbau von Kokospalmen. Sansibar gegenüber mußte der Haupthandels-
platz der Kolonie aufkommen, Bagamoyo (20,000 Einwohner), mit zahlreichen Handel-
treibenden Indern und Arabern. Es ist nicht bloß der Mittelpunkt des Telegraphennetzes von
Deutsch-Gstafrika, sondern auch der Ausgangspunkt der Karawanenstraßen nach dem Innern,
besonders nach ^abora und den großen Seen. Südwärts von Bagamoyo liegt Dar-es-
Salam, dessen Hafen als der beste an der ganzen Küste galt, der Sitz des Gouverneurs und
der Zentralstellen für die Zollverwaltung, für Post und Telegraphie. Nordwärts von Baga-
moyo folgen die Küstenorte Saadan i, pangani(S. ^7), Tanga, unter denen letzteres den
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- Autor: Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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^ Afrika.
besten Hafen hat. von hier führt die Usambarabahn, die erste Eisenbahn in der Kolonie, durch
vorzügliches Plantagenland, das Kaffeeland des Schutzgebietes, landeinwärts. Ihr Ziel ist
Korogwe am panganifluffe, der ^0 km aufwärts schiffbar ist; doch ist bis jetzt der Bau nach
der Fertigstellung von ^0 km wegen unzulänglicher Mittel liegen geblieben.
An der Rüste wie in dem angrenzenden Gebirgslande gedeihen außer den überall ver-
breiteten Kokospalmen und Baobabs Tabak, Gewürznelken, Baumwolle, Zuckerrohr, Kaffee,
Beis, Gemüse, Hülsenfrüchte, Gummi, eine zahllose Menge von Früchten, besonders Mangos,
Grangen, Limonen, Melonen, Tamarinden. Irt der That sind auch schon achtenswerte An-
sätze der Plantagenkultur zu verzeichnen; doch stehen noch eine Reihe von Hindernissen der
Entwicklung dieses Schutzgebietes entgegen. Diese sind das ungesunde Tropenklima an der
Küste, das schon eine große Anzahl der vortrefflichsten Pioniere deutscher Kultur dahingerafft
hat, der Mangel an ausschließenden, schiffbaren Flüssen, die Araber und der Islam, endlich
die geringe Neigung, deutsches Kapital in den Kolonien anzulegen. Breite Heerstraßen gibt
es nicht; die ins Innere führenden Karawanenwege sind nur schmale, kaum J Fuß breite Pfade
(5. ^8), alle Lasten müssen auf dem Kopse der Träger ins Innere und an die Küste geschafft
werden, so z. B. alles Elfenbein, noch immer der Haupthandelsgegenstand Gstasrikas. Pferde,
Esel und Maultiere können wohl benutzt werden, leiden aber sehr unter dem Klima und im
Innern der südlichen Gebiete unter dem Stiche der Tsetsefliege (5. \<\2).
Das innerafrikanische Hochland verläuft in malerischen Berglandschasten, die von deutschen
Reisenden ost in begeisterten Worten geschildert werden, gegen die Küste. Hierzu bildet aber das
eigentliche Taselland im Innern einen höchst unerfreulichen Gegensatz. Es ist großenteils
eine verbrannte, wasserlose Strauch- und Grassteppe (S. j^8), die im Gegensatze zur Savanne
der belebenden Waldstreifen meist entbehrt und dann mit ihren nur von spärlichen Bäumen
unterbrochenen unabsehbaren Grasflächen einen öden, traurigen Eindruck macht. Mpapua
(J000 m) und Tabora (1300 m) sind wichtige Karawanenstationen.
Line Gliederung dieser weiten Ebene wird bewirkt einesteils durch die langen, graben-
artigen Einsenkungen, in denen teils kleinere Seen und Sümpfe, teils die großen ostasrikani-
schen Seen, der Nyassa- (500 m), Tanganika- (81(0 m, S. J5j) und Victoria-See Q500 m)
liegen, teils durch die gewaltigen erloschenen Vulkane Kilimandscharo (60l0m,S.^9)/^™ß
(5600m) und Nunsoro (Ruwensori,5000m, S. ^50), von denen indessen die beiden letzten außer-
halb des deutschen Schutzgebiets liegen. Den gewaltigen Eindruck des Kilimandscharo schildert
Or. Hans Meyer, der zuerst den Gipsel desselben mit dem Alpinisten Purtscheller bestiegen hat,
in folgenden beredten Worten: „Das Auge war tagelang über die weiten graubraunen
Ebenen der Steppen und Savannen geschweift, vergeblich die ersehnte Gebirgslinie am Hori-
zont suchend, und hatte sich an der beständigen Einförmigkeit ermüdet. Da plötzlich öffnet sich
vom Kamme eines Höhenzuges ein wundersames Panorama. Einige Meilen vor uns erstreckt
sich der schmale, hell schimmernde Dschipasee nach Süden, dahinter ragen die dunkeln, schroffen
Mauern der Uguenoberge bis in die grauen Schichtwolken empor; nach rechts hin zieht sich
im Mittelgrund der dunkle Streisen der Wälder, welche den Lumifluß umsäumen und Taweta
einschließen. Hinter diesen Wäldern steigt die Steppe leicht an und verläuft in dunstiger Ferne
zu dein unteren Teil des mächtigen Gebirgsstockes des Kilimandscharo, der nun mit einemmal
zu der Riesenhöhe von 6000 m unvermittelt aus der Steppenebene emporwächst. Ziemlich
deutlich lassen sich unterhalb der breiten Wolkenschicht, welche den mittleren Teil des Gebirges
umhüllt, die waldigen Hügel der Dschappalandschaften erkennen, und über den Wolken strahlt
plötzlich aus dem Himmelsblau ein wunderbar erhabenes Bergbild in schneeblendender Weiße
hervor wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt. Es ist der Kibo, der Hauptgipfel des
Kilimandscharo. Sein kleinerer Zwillingsbruder Mawensi verbirgt sich hinter einer hoch auf-
gewölbten Cumuluswolke, nur der nordöstliche Absall tritt unter den Wolken als eine weit ge-
schwungene, geradezu architektonisch regelmäßige Linie hervor. Welche Gegensätze sind in
diesem Bilde harmonisch vereint! Hier unten die Glut des Äquators und tropisches Leben,
neben uns der nackte Neger und vor uns Palmenhaine am Rande des Tawetawaldes; dort
oben die Eislust der Pole, die überirdische Ruhe einer gewaltigen Hochgebirgsnatur, ewiger
Schnee auf erloschenen Vulkanen." Als ein zukunftsreiches Gebiet bezeichnet derselbe Afrika-
forscher das Dschaggaland am Fuße des Kilimandscharo. Günstiger veranlagt als die eben
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46 Afrika.
Dom Orange bis zum Runene bildet der Meeresstrand eine trostlose Dünenzone von ^5 km
Breite, ohne weithin kenntliche Tandmarke, ohne gute Häfen, mit wilder Brandung und dichten
Nebeln, die durch eine aus dem antarktischen Meere kommende kalte Strömung hervorgerufen
werden. Am besten kenntlich ist die Lage von Angrapequena (Lüderitz-Bucht, 5. \56), vor
welcher die afrikanischen Guano-Inseln liegen, kleine Felseilande, bedeckt mit vogelscharen,
denen der Fischreichtum der kalten Strömung reiche Nahrung sichert. Ihr ansehnlicher Ertrag,
der in guten Iahren aus 7,300,000 Mark Reingewinn sich steigern soll, galt lange sür den
einzigen Vorzug dieser Rüste, den die Bewohner der Kapstadt regelmäßiger Ausbeutung
wert hielten.
Von Swakopmund, das sich wohl zum ersten deutschen Laasen entwickeln wird, da hier im
Thale des Swakop das Hochland am bequemsten zu erreichen ist, oder von der Walfischbai,
dem seit alters in britischem Besitz befindlichen Haupthasen, steigt das Land sehr gleichmäßig
gegen Osten an bis zur Breite von Windhoek (J600 m), um sich dann gegen den Ngannsee
ebenso stetig wieder abzusenken. Nur Trockenthäler(Rlooss), deren Zugänglichkeit bloß durch die
eigenartigen südafrikanischen Ochsenwagen (5. \56) ermöglicht wird, führen ins Innere. So
trifft man auf der ganzen, J60 km langen Strecke von der Rüste nach der Missionsstation Be-
thanien nur einen einzigen größeren Wasserplatz, die (Quelle von Aus. Die Flußbecken sind meist
wasserleer infolge des in Südafrika vorherrschenden Südostpassates, ein Umstand, der die Zu-
gänglichkeit und die Besiedelung des Gebietes natürlich ungemein erschwert. Zählt man doch
an der Rüste im Laufe des Jahres nur J(5 Regentage; die fallenden Wassermengen aber sind
unmeßbar.
Das Innere hat infolge seiner bedeutenden Höhenlage starke Gegensätze der Tagestem-
peraturen, glühende Mittagsstunden und bitterkalte Nächte. Doch ist es nicht so regenarm wie
die Rüste, es besitzt durchweg Sommerregen, mehr im Norden als im Süden. In Nehoboth
(\^00 m) brachte das Jahr \88^ 28 Regentage mit mm, das Jahr !(885 in den ersten
j(0 Monaten ^ Regentage mit 833 mm. Ein kräftiger Regen verwandelt die Landschaft mit
Zauberkraft. Ein trockenes Flußbett füllt sich auf wenige Stunden mit einer reißenden, schlam-
migen Flut; „der Fluß kommt ab" und bewährt eine gewaltthätige Erosionskrast, die wie ein
Rückfall des Greisenalters in jugendliche Neigungen sich ausnimmt. Namentlich aber ändert
die nach dem Regen im lange verdorrten Erdreich aussprießende Pflanzenwelt das Ansehen
des Landes. Selbst die stacheligen Sträucher, die eine dürre Hochfläche bekleiden, schmücken sich
mit farbenfreudigen Blüten; dichter und frischer wallen die Halme der Grasflur, die aus der
Sohle der Thäler den besten Weidegrund bilden, und lebhafter grünen die Baumgruppen der
Akazien, die namentlich am Rande von Flußbetten mit ihren Wurzeln den Grundwasserspiegel
erreichen und daraus die Rrast saugen zur Überwindung langer Dürre.
Mit der Zunahme des Niederschlages im Innern gewinnt die Grasflur an Ausdehnung,
selbst Wälder unterbrechen die Ode, und zugleich wird das Tierleben reicher. Freilich ist von
dem früheren Wildreichtum des Gebietes keine Rede mehr, aber Antilopen durcheilen noch in
großen Werden das Hochland. Hier sind auch die Hauptansiedelungen entstanden, Gtyim-
bingue, der Sitz des Reichskommissars, eine frühere Missionsstation, und Windhoek, eben-
salls eine Missionsstation, in der sich die deutsche Schutztruppe auszuhalten pflegt.
Ackerbau gestattet die Natur des Landes nicht; dagegen ist sie zur Viehzucht wohl geeignet,
und die Eingebornen sind zum weit überwiegenden Teile Wirten. Nur in der Ralahari lebt
ein Iägervolk, die Buschmänner (S. \59), die, wie die sogenannten Zwergvölker Inner-
afrikas, zur Urbevölkerung Afrikas gerechnet werden. Sie sind durch auffallend geringe Rörper-
größe merkwürdig (J^O—^ cm), haben schlanke, dürre Gliedmaßen, keine schwarze, sondern
eine rötlich helle Hautfarbe, versilztes, büschelförmiges Haar und ungewöhnliche Fettbildungen
am Gesäße. In: ganzen sind sie häßlich, stehen aber in Bezug auf ihre körperliche Leistungsfähig-
keit weit über den Hottentotten. Ohne Ackerbau und Viehzucht, ohne feste Wohnsitze, in Felsen-
spalten und Döhlen wohnend, führen sie ein unstetes Iägerleben. Ihnen verwandt sind die
Hottentotten(S. ^57), die gleichsalls als Reste der ausgestorbenen Urbevölkerung Afrikas an-
gesehen werden. Auch ihr Rörpermaß ist unter Mittelgröße, die Hautfarbe fahlgelb, die Stirn
schmal, die Haut gerunzelt, die Haare sind zu Rnötchen verfilzt. Ihre Rörperkraft ist gering.
Aus fruchtbaren Landstrichen vertrieben, haben sie sich in das ärmliche, wüstenamaland zurück-
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Das australische Festland. Die Ozeanischen Inseln. 7\
gebornen gebaut werden. Diese sind sämtlich Papuas, d. h. Krausköpfe (S. 232), oder
Melanesier, d. h. die ein seßhaftes Leben in Pfahldörfern führen und kühne Seefahrer sind.
Ihre Gesichtsbildung ist wegen der gebogenen Nase fast europäisch, ihre Geistesgaben sind
hoch entwickelt, in den Handfertigkeiten zeigen sie erstaunliche Geschicklichkeit; doch herrscht bei
manchen Stämmen noch bis heute Menschenfresserei.
Wenden wir uns von den alten Festlandstrümmern des inneren Inselgürtels nord- und
nordostwärts zu einem durchaus anders gearteten Teile der pazifischen Inselflur, die den Na-
men Mikronesien führt. Wie Stäubchen über eine ungeheure Seefläche zerstreut, so erschei-
nen beim Anblick der Karte die Marianen-, Karolinen- und Marshallinseln, von denen
die beiden ersteren zu Spanien, die letzteren zu Deutschland gehören. Sie alle sind ein Werk der
Korallen, klein, reihenartig angeordnet, flach und umschließen als sogenannte Atolle (S. 235) ein
seichtes Meeresbecken. Den landschaftlichen (Lindruck derselben schildert Wilkes anschaulich
in folgender Weise: „Wir hatten uns dasselbe als eine Art Zauberland ausgemalt und waren
deshalb sehr gespannt darauf. Auf den ersten Anblick hin erschien uns das Liland als eine vor
Anker liegende Flotte, da man in der Entfernung nichts als die Bäume sah, und diese, je nach-
dem das Schiff mit den Wogen steigt und fällt, bald sichtbar sind, bald wieder dem Auge ver-
schwinden. Bei größerer Annäherung konnte man den weißen Strand deutlich unterscheiden,
der, aus einem schmalen, leicht wie lichter Thon gefärbten Streifen Land bestehend, sich aus
dem tiefen Ozean erhebt, dessen Wellen sich an dem Korallenriff brechen, und eine völlig
ruhige Lagune von schöner blauer Farbe einfaßt. Wenn man auf einer Koralleninsel landet,
so verschwinden mit einem Male alle die vorgefaßten Meinungen von ihrer Schönheit; der
grüne Teppich, welcher, aus der Ferne gesehen, das ganze Liland zu bedecken schien, besteht
in der Wirklichkeit nur aus ein paar Flecken drahtartigen Grases, welches das Gehen hindert
und dem Auge weder Blumen noch Früchte darbietet; es wächst in dem rauhen Korallengeröll,
das mit ein wenig Sand und vegetabilischer Lrde vermischt ist. Einige wenige Bäume von
^0—50 Fuß Höhe haben einen für dieses Wachstum hinlänglich tiefen Boden gefunden, die
meisten haben nicht mehr als (0—(5 Fuß Höhe."
In dem Tropenklima dieses deutschen Schutzgebietes gedeihen vornehmlich die Kokospalme
und der Brotfruchtbaum, die Hauptnutzgewächse Ozeaniens. An den Küsten wurden mit
Baumwolle und Tabak hoffnungsvolle versuche mit Plantagenbau gemacht; doch widerstreben
die Bewohner, polynesier, regelmäßiger Arbeit. Bedeutsam ist die geographische Lage der
Marshallinseln als zentraler Handelsplatz für Mikronesien und Polynesien. Daher belief sich
der Warenumsatz dieser kleinen Kolonie, wiewohl sie nur \2—(3,000 Bewohner zählt, im
Jahre (892/93 doch auf 360,000 Mark.
Alle übrigen Inseln des Stillen Ozeans bezeichnet man mit dem Namen Polynesien,
d. h. Vielinselwelt. Von den zahllosen Inselschwärmen, die dieses weite Gebiet erfüllen, be-
stehen nur vier aus vorwiegend hohen Inseln, sind also vulkanischer Natur, nämlich die
Samoa- (S. 237), Tahiti- (S. 233), Hawai- (S. 239) und Marquesas-Inseln, die aller-
dings zusammen mehr als die Hälfte des Gesamtareals von Polynesien ausmachen, 5700 qkm.
Fast alle übrigen sind niedrige Inseln, also Bauten der Korallentiere. Fast alle diese In-
selgruppen verraten eine gesetzmäßige, nordwestliche Richtung, die parallel mit dem inneren In-
selringe Australiens zieht. Diese Erhebungen sind vielleicht Falten der Erdrinde und die letzten
Zeugen eines in den gewaltigen Meeresräumen versunkenen Festlandes. Auf diesen Inseln ist
die genügsame Kokospalme (S. 236) der einzige Nutzbaum, aber er bildet die hauptsächlichste,
an vielen Orten die einzige Nahrungsquelle der Lingebornen. Die Besiedelung vieler In-
seln ist ausschließlich an sie gebunden, denn an ihr findet alles, vom Stamme bis zur Blatt-
faser, Verwendung. Was die Dattelpalme für die Wüste, ist die Kokospalme für Ozeanien.
Große Bedeutung für die Ausfuhr gewann die Kokospalme aber erst durch die Bereitung der
Kopra aus dem Nußkern, die dann zu Seife und Ol verwendet wird. Schon (373 führten
deutsche Geschäftshäuser aus Samoa für 3 Millionen Mark Kopra nach Europa aus. Seit-
dem ist infolge der Konkurrenz der Wert der Kopra allerdings bedeutend gesunken. Aus dem
Pflanzenreiche sind ferner noch wirtschaftlich wichtig der Brotfruchtbaum, die Sagopalme und
Banane, aus dem Tierreiche perlschalen und Schildpatt.